Dem Imker über die Schulter geschaut

Die erste Nachschau

an unseren Bienenvölkern findet im März statt, sobald die Temperatur die 10°C Marke übersteigt. Es ist jetzt erforderlich, die Futtervorräte zu kontrollieren und zu schauen, ob die Bienenkönigin noch vorhanden und gesund ist. Sollte sie während des Winters verstorben sein, so wird das Volk mit seinem Nachbarn vereinigt. Die Königin des Nachbarvolkes ist dann für beide Völker zuständig. 

Bis zur Zeit des großen Blühens im Mai dauert es noch einige Wochen. Bis dahin behalten wir die Vorräte unserer Völker ständig im Auge.

Im Mai beginnt dann die „heiße Phase“ der Bienensaison. Nun beginnt die Rapsblüte. Wir wandern dann mit unseren Bienen an die Rapsfelder Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns. 

Das Wandern mit Bienen muss man sich so vorstellen: Wir fahren mit unserem Lastwagen abends zu den Überwinterungsständen unserer Bienenvölker, verschließen die Fluglöcher und verladen die Völker mit einer Sackkarre auf das Fahrzeug. Das Verladen muss abends stattfinden, weil am Tage die Bienen ja auf Nahrungssuche in der Landschaft herumfliegen und erst abends zu ihren Bienenstöcken zurückkehren. Erst dann kann man die Fluglöcher verschließen, ohne dass Bienen zurückbleiben. 

Der Transport der Bienenvölker in den Raps findet über Nacht statt. Im Morgengrauen stellen wir dann die Bienenvölker an ihrem neuen Standort  in der Nähe der Rapsfelder auf und öffnen die Fluglöcher. Bei gutem Wetter brauchen die Bienen oft nur wenige Minuten, um die neue Nahrungsquelle zu entdecken und mit der Sammeltätigkeit zu beginnen.

Während der etwa dreiwöchigen Rapsblüte ist es nun wichtig, den Völkern jederzeit genügend Platz zum Ablagern des gesammelten Honigs zur Verfügung zu stellen.

Eine Waage, welche uns die Gewichtsveränderung unserer Völker täglich über das Internet meldet, hilft uns hierbei. Sehen wir, dass nicht mehr genügend Platz für das Lagern von weiterem Honig zur Verfügung steht, so fahren wir zu unseren Völkern, um ihnen weitere leere Honigwaben zum Füllen zu geben.

Die Akazienblüte beginnt etwa 2 Wochen, nachdem der Raps zu blühen begonnen hat. Dann verladen wir unsere Bienenvölker in der beschriebenen Weise und bringen sie in die Wälder Brandenburgs, wo die Akazie (der lateinische Name lautet „Robinia pseudoacacia“, also Scheinakazie) zwischen Kiefern wächst.

Die Akazienblüte dauert etwa 12-14 Tage, sie endet fast zeitgleich mit der Rapsblüte. Nun beginnen wir mit der Entnahme der (hoffentlich) vollen Honigwaben. Sie werden zum Betriebsstandort transportiert und dort, natürlich getrennt nach Sorten, geschleudert. Die Bienenvölker erhalten im Gegenzug neue leere Waben.

Wir haben uns, während die Bienenvölker den Raps- und Akazienhonig sammelten, um neue Arbeitsplätze für unsere Bienen gekümmert. Die Akazienvölker werden nun in die Lindenblüte nach Berlin und Hamburg transportiert. Der neue Arbeitsplatz der Völker aus dem Raps ist die Kornblume in Brandenburg oder Sommertracht in Niedersachsen. Auch hier müssen wir wieder darauf achten, dass unsere Völker bei Platzbedarf rechtzeitig zusätzliche Waben erhalten. Eine solche Erweiterungsrunde ist für den Imker eine recht anstrengende Sache. Haben z. B. die Völker in der Linden- und Kornblumentracht Platzbedarf, so müssen rund 200 sog. „Honigräume“ (Gewicht je 7-8 Kg) auf den LKW geladen und zu den Völkern gebracht werden. Am Ende eines solchen Tages hat man dann ca. 800 Km gefahren und ca. 5 Stunden Arbeit an den Bienenvölkern hinter sich gebracht.

In einigen wenigen Jahren gibt es auch den malzigen Waldhonig in einigen Gegenden Deutschlands. Wir nutzen diese Tracht in Niedersachsen und eher selten in Süddeutschland. Diese Sommertrachten können unsere Bienen ca. bis zum 20. Juli nutzen, immer gutes Wetter vorausgesetzt.

Als letzte Trachtquellen des Jahres kommen nun nur noch die Heide und die Tanne in Frage.

Da die Tanne nur alle ca. 4-5 Jahre eine aussichtsreiche Trachtquelle darstellt und wir unsere Bienen 750 Km weit in den Schwarzwald transportieren müssen, überlegen wir natürlich sehr genau, ob wir eine solche Maßnahme durchführen. Dies ist eher selten der Fall.

Die Heide wiederum ist nur aussichtsreich, wenn es im Sommer viel geregnet hat. In trockenen Jahren kann die Heide mit ihrem flachen Wurzelwerk nicht genug Wasser aufnehmen und sondert dann natürlich auch nur wenig oder gar keinen Nektar ab. Außerdem gibt es in der Heide viele Spinnweben, in denen unsere Bienen gefangen werden. Dies schädigt unsere Völker, und daher ist eine Heidewanderung für uns eher selten. Wir schonen unsere Bienen lieber und bereiten sie rechtzeitig auf den bevorstehenden Winter vor.

Für eine optimale Überwinterung benötigen die Bienen genügend Futter, eine gesunde, leistungsfähige Königin und möglichst viele und gesunde Bienen.

Nach Entnahme des letzten Honigs belassen wir den Völkern allen Honig auf den verbliebenen Waben. Das reicht jedoch nicht, um die Völker sicher über den Winter zu bringen, und deshalb füttern wir die fehlende Menge in Form von Zuckerwasser zu. Dies findet kontinuierlich bis Ende September statt, weil die Völker dann ein Gewicht erreicht haben, das es ihnen erlaubt, sicher über den Winter zu kommen.

In dieser Zeit werden auch ältere Königinnen ausgetauscht. Zu diesem Zweck haben wir bereits im Juni aus leistungsfähigen Völkern junge Königinnen gezüchtet. Diese Königinnen kommen nun im Tausch gegen die abgängigen Altköniginnen in die Völker.

Die vorgenannten Maßnahmen sind für sich schon geeignet, viele gesunde, wintertaugliche Bienen entstehen zu lassen. Zusätzlich müssen wir die Bienen im Herbst gegen Milben behandeln, damit sie nicht durch diese Ektoparasiten geschädigt werden.

So vorbereitet sollten unsere Völker den Winter gut überstehen. Weder Schnee noch tiefe Außentemperaturen können ihnen dabei schaden. Sie stellen in dieser Zeit ihre Brut ein, senken die Temperatur im Stock ab und verzehren in ihrer Wintertraube die eingelagerten Vorräte.

So vorbereitete Völker werden uns auch im nächsten Jahr wieder Freude bereiten und eine reichhaltige Honigernte produzieren.

Übrigens: Unsere Bienenvölker stehen nicht etwa alle zu Hause auf einem Standort, sondern sind auf diverse Standorte in Niedersachsen verteilt und können dadurch im Frühjahr ohne Nahrungskonkurrenz ihren ersten Pollen und Honig sammeln. Diese Maßnahme hilft, die Völker gesund und vital zu erhalten.

Zusammenfassend kann man sagen:

Wir bemühen uns um eine möglichst artgerechte Bienenhaltung und versuchen dafür zu sorgen, dass unsere Bienen in der Natur immer ein üppiges Nahrungsangebot finden. Das schlägt sich dann auch in der Qualität der von uns verkauften Produkte nieder.